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Glückliche Eltern: Selbstpflege als Mittel gegen Stress und für Gesundheit

Mit Checkliste

Julia Spaetling -DFS

Immer mehr Mütter fahren jedes Jahr in die Kur. Immer mehr von ihnen zudem wegen psychischer Störungen. Nach aktuellen Zahlen des Müttergenesungswerkes (MGW) waren es 2003 von allen Kurandinnen noch 49 Prozent, 2013 stieg die Zahl auf 86 Prozent. Das lässt laut MGW darauf schließen, dass immer mehr Frauen durch ihre Mehrfachbelastung als Mutter, Partnerin und Berufstätige „ausbrennen“ und deshalb professionelle Hilfe brauchen.

Frau Spätling, warum ist es eigentlich so wichtig, dass gerade Eltern besonders gut auf sich achten?

Julia Spätling: Kleine Kinder benötigen den ganzen Tag lang Bewegung, Begleitung und Förderung. Sie können sich selber noch nicht zurücknehmen und sind von Natur aus erst einmal nur auf ihr Selbst bezogen. Sie sind in ihrem ganzen Handeln und ihrer Entwicklung auf die Eltern angewiesen. Das ist, gerade wenn man noch Kleinkinder hat, für Erwachsene sowohl körperlich als auch geistig sehr anstrengend. Geht es den Eltern nicht gut, ist es für sie umso schwieriger, ihre Kinder wahrzunehmen und wirklich auf sie einzugehen. Ist man gestresst oder überfordert, hat man automatisch weniger Sensibilität für die Bedürfnisse anderer, man ist vielleicht ungeduldiger oder bringt weniger Toleranz in Bezug auf eine Partnerschaft auf. Dies wirkt sich negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung und natürlich auch auf die Paarbeziehung aus. Deshalb ist es so wichtig, als Eltern ausreichend Energie zu haben und richtig auf die Kinder eingehen zu können. Und deshalb sollte man gut auf sich achten.

Sie geben selbst Seminare für Paare und bieten in der Familienschule Fulda Hilfen für Eltern an. Was ist dabei Ihr Antrieb, Ihr Ziel?

Julia Spätling: Ich weiß aus eigener Erfahrung als Mutter und aus meiner täglichen Arbeit mit Familien, wie anstrengend es sein kann, wenn etwas nicht gut läuft oder man mit zu vielen Themen auf einmal beschäftigt ist. In der Beratung arbeite ich mit den Eltern häufig daran, ihren Alltag so zu gestalten, dass er zu den Bedürfnissen der Familie, der Eltern und Kinder, besser passt. Ich ermutige sie, die Erwartungen anderer Parteien auszublenden und sich selber wichtig zu nehmen. Denn manche Ansprüche von außen in unserer Gesellschaft sind einfach unangemessen, nicht familiengerecht oder kindertauglich. Oder sie passen einfach nicht zu einem selbst. Deshalb ist es umso wichtiger, für sich zu schauen, womit es einem persönlich am besten geht.

Gerade Mütter mit einem hohen Pflichtbewusstsein rutschen in ein Gefühl der Überforderung, weil sie denken, sie würden ihre Arbeit nicht gut genug machen. Zwischendurch einfach einmal anzuhalten, sich umzuschauen, Luft zu holen und dann erst wieder weiterzumachen, das ist hilfreich. So kann man sich bewusst wahrnehmen. So haben die Kinder mehr von ihren Eltern. Denn glückliche Eltern haben glückliche Kinder, die sich dann besser entwickeln und lernen.

Was ist die Deutsche Familienstiftung?

Die Deutsche Familienstiftung wurde 2000 gegründet und ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie begleitet und informiert werdende Eltern und Familien über relevante Themen, sie stärkt junge Familien durch Vermittlung von Partnerschafts- und Erziehungskompetenz und hilft mit Beratung und Begleitung. Zudem arbeitet die Stiftung daran, ein Umdenken zugunsten der Partnerschafts- und Familienstärkung in Gesellschaft und Politik voranzutreiben.

Unter ihrem Dach fungiert auch die Familienschule Fulda, ein Ort, an dem Eltern Antworten auf ihre Fragen bekommen, Kontakte knüpfen und hilfreiche Kurse von Geburtsvorbereitung über Eltern-Kind-Gruppen bis hin zu Selbsthilfe-Gruppen finden. Neben dem auf die werdenden und jungen Eltern abgestimmten Kursangebot, bietet die Familienschule Hilfen bei vielen Themen wie der Alltagsgestaltung, Selbstpflege, Stress- und Zeitmanagement sowie verlässliche Unterstützung bei Problemen. Hier geht’s zur Familienschule Fulda.

Sie haben eine Frage zu den Themen Schwangerschaft, Kinder, Partnerschaft, Kinderwunsch und Gesundheit? Hier geht es zu WIKIFAMILIA

Auf welche Faktoren sollte man denn achten, damit man als Eltern entspannt und glücklich erziehen kann?

Julia Spätling: Ich möchte dazu vier Hauptthemen anführen: erstens die Zeit, die man zur Verfügung hat, also, der eigene Rhythmus mit den Verzahnungen im Alltag, die festen Termine oder vielleicht zu viele davon, die Arbeitszeit, die Zeit für die Familie, die Freizeit. Der zweite Punkt ist die Befriedigung eigener Bedürfnisse in der Familie. Dazu zählen vor allem die Wertschätzung der eigenen Person und ihrer Leistung, die geistige Auslastung, der Freiraum und die Freizeit ohne Kind oder Partner. Als dritten Aspekt sehe ich die Beziehungen innerhalb der Familie – Eltern zu Kindern, Kinder zu Eltern und die Eltern untereinander. Als viertes ist noch die körperliche Fitness wichtig. Darunter verstehe ich die körperliche Kondition, den Pegel der Hormone, die Gesundheit z.B. des Rückens und auch das Körpergewicht. Wenn einer dieser Bereiche aus dem Gleichgewicht gerät, ist das schon für jeden spürbar. Je größer die Schieflage und je mehr dieser Themen negativ wahrgenommen werden, desto schlechter ist insgesamt der Zustand der jeweiligen Person. Und umgekehrt: Je mehr davon passt, desto besser!

Eben haben Sie den Aspekt Zeit angesprochen. Immer wieder hört man von Erschöpfungszuständen bei Müttern oder Vätern und auch davon, dass Eltern insgesamt für vieles zu wenig Zeit haben. Wie komme ich denn besser mit meiner Zeit klar?

Julia Spätling: Das stimmt! Das richtige Zeitmanagement ist auch in der Elternarbeit nicht zu unterschätzen! Warum das so ist, liegt auf der Hand: Die Bedürfnisse von Eltern und Kind ändern sich immer wieder, oft viel radikaler und plötzlicher, als in den meisten Lebensentwürfen ohne Kinder. Leicht entsteht das Gefühl, fremdgesteuert oder dem ausgeliefert zu sein. Daher müssen die Zeitpläne jeder Familie immer wieder neu überarbeitet und dem aktuellen Familienleben angepasst werden. Gut ist, wenn Mütter und Väter im Alltag immer wieder zwischendurch darauf achten, ob sie und die Kinder sich noch wohlfühlen. Und wenn nicht, ihre Lebensgestaltung den wirklichen Bedürfnissen aller Familienmitglieder anzupassen. Ein wertvoller Aspekt ist auch, immer wieder zu hinterfragen, ob alles, was man sich so vornimmt oder von sich erwartet, im Moment wirklich wichtig ist. Mein Tipp: Verplanen Sie nur die Hälfte Ihrer Zeit fest und räumen Sie Aktivitäten mit Ihren Kindern mindestens doppelt so viel Zeit ein, wie Sie denken, eigentlich zu brauchen. Dann reicht die Zeit auf jeden Fall aus.

Wie bemerke ich als Mutter oder Vater, dass ich mehr für mich sorgen, also Selbstpflege üben sollte?

Julia Spätling: Das Thema Selbstpflege beinhaltet ja vor allem eine Wertschätzung und Achtsamkeit in Bezug auf sich selbst. Die eigene Körperwahrnehmung ist hier der wichtigste Bestandteil, denn der Körper sagt meist früher als der Geist, wenn etwas nicht stimmt. Stellt man über einen längeren Zeitraum hinweg eine Verschlechterung des Wohlbefindens, vielleicht sogar mit körperlichen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Übelkeit, Magenschmerzen, Kreislaufbeschwerden, Schwindel oder ähnlichem fest, sollte man seine Lebenssituation überdenken. Vielleicht ist Stress dafür verantwortlich. Man sollte nachsehen, was einen so stresst, bzw. was einen entspannt! Falls es nicht besser wird, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn es könnte ja auch etwas Organisches für den Zustand verantwortlich sein und gerade Mütter haben nach Schwangerschaften oft Mangelerscheinungen. Hier muss man insgesamt sehr wachsam sein.

Haben Sie denn ein paar gut umzusetzende Tipps für angestrengte Eltern, mit denen es leichter gelingt, für sich selber Sorge zu tragen? Oder mit denen es gar nicht so weit kommt?

Julia Spätling: Ja, natürlich, sehr gerne! Gut für die Stressreduktion ist es zum Beispiel, sich jeden Tag eine feste Ruhepause einzuplanen. Trinken Sie eine Tasse Tee, machen Sie ein Fußbad, duschen Sie kurz. So haben Sie das Gefühl, Sie tun etwas für sich und haben auch die nötige Zeit dafür. Das fühlt sich gut an. Außerdem: Essen Sie gesund und halten Sie sich regelmäßig zum Beispiel mit Spazierengehen oder Walken in Bewegung. Das stärkt Ihr Immunsystem und auch Ihre Nerven. Wunderbar hilft auch Struktur und Ordnung. Räumen Sie immer wieder auf, das unterstützt Sie auch dabei, Ihre innere Ordnung aufrecht zu erhalten. Und was natürlich ganz wichtig ist, ist Spaß! Genießen Sie, so oft es geht, egal, ob es ein feiner Käse, der Sonnenuntergang oder ein Spaziergang in der Natur ist, machen Sie Dinge, die Sie gerne haben. Und, ja, feiern Sie auch! Als letztes möchte ich Ihnen ausreichend Schlaf, schöne Dinge wie Musikhören und ein Buch lesen oder auch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung ans Herz legen. Oder fahren Sie einfach mal weg, auch wenn es mit einem kleinen Kind aufwändig ist, aber ein Ortswechsel mit schönen Erlebnissen stärkt einen für den Alltag und man zehrt noch lange davon.

Herzlichen Dank, Frau Spätling, für Ihre wertvollen Ratschläge und das Interview!

Zum Schluss: Unsere Tipps für einen rundum entspannten Alltag
Gemeinsam mit der Familienschule Fulda haben wir eine Liste an Ideen und Hinweisen ausgearbeitet, mit denen Sie stressfreier, leichter und besser durch die Tage kommen. Sie sind natürlich nicht nur für Eltern, sondern auch für Jedermann und Jederfrau hilfreich und lesenswert!

Hier können Sie die Checkliste herunterladen:

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