Datenklau im Internet: Schützen Sie Ihr (zweites) Ich!

Identitaetsdiebstahl
Was steckt eigentlich hinter einem solchen Diebstahl, und was sind die Folgen? Außerdem: Wie man sich schützen und wehren kann ...

Datenklau im Internet: Schützen Sie Ihr (zweites) Ich!

Identitaetsdiebstahl
Es hört sich an wie aus dem Krimi – oder einem Science Fiction Film: Jemand wird plötzlich für Dinge und Vergehen verantwortlich gemacht, die er nie begangen hat. Rechnungen, Mahnungen und Drohungen flattern ins Haus und man hat keine Ahnung, weshalb. Die eigene Firma steht plötzlich in Verruf, nicht zu zahlen, obwohl die Geschäfte seriös geführt werden. Der Gerichtsvollzieher steht auf einmal vor der Tür oder ein Haftbefehl existiert – obwohl man sich nie etwas zuschulden hat kommen lassen. Es scheint schon eher ein Horrorfilm zu sein.



Aber, nein: Es ist Realität und passiert unschuldigen Menschen. Denn die Identität eines anderen zu klauen, mit dessen Daten und in dessen Namen Geschäfte abzuwickeln, im Internet einzukaufen, vielleicht sogar Verbrechen zu verüben, ist zwischenzeitlich relativ leicht möglich. Und das sogar über eine längere Zeit, ohne dass das Opfer, also die reale Person, davon weiß. Bereits 2010 war in den USA jeder 20. Staatsbürger davon betroffen; und auch hierzulande werden die polizeilich gemeldeten Fälle von Internetkriminalität immer mehr. Was aber kann man tun, damit man verschont bleibt?

Immer wieder gehen Schreckensnachrichten von riesigen Datenklaus durch die Presse: Millionen Kunden von Telekom, Sony oder Vodafone sind und waren betroffen, Lecks bei Firmen, Stadtverwaltungen oder Banken werden aufgedeckt, “Abgriffe” passieren am Bankautomaten, über E-Mail oder gefälschte Webseiten… Eine Studie des Bundeskriminalamtes aus dem Jahr 2010 fand heraus, dass bei 43 Prozent (22 Millionen) der deutschen Nutzer schon einmal der Computer mit einem Schadprogramm infiziert war; elf Prozent der Befragten waren bei Internet-Einkäufen betrogen worden.

Die Möglichkeiten, an fremde Daten zu kommen, sind vielfältig. Doch in der Regel gelingt das den Spähern auch auf einfachstem Weg: Zwar braucht man in Deutschland für die meisten größeren Rechtsgeschäfte die Originalunterschrift sowie einen gültigen Personalausweis. Für Warenkreditgeschäfte wie Bestellungen im Internet hingegen genügt den Kriminellen lediglich der Name und das Geburtsdatum von Fremden – Auskünfte, die inzwischen nahezu jeder über sich im Internet preisgibt.

Nichts bemerkt und plötzlich ist man ein Ziel von Forderungen

Die Gauner bestellen nun einfach bei Versandhäusern und Onlineshops auf den Namen des Opfers, wählen die Zahlungsart „zahlbar auf Rechnung“ und lassen die Pakete an eine fremde Adresse liefern. Die reale Person selbst erfährt davon erst, wenn der Deal längst abgewickelt ist und die ersten seltsamen Forderungen – nicht selten über Tausende von Euro – im Briefkasten liegen. Dabei sind die Täter meist nicht greifbar, da die Taten aus dem Ausland heraus erfolgen.

Unterdessen haben aber Auskunfteien, Inkassobüros, Gerichte oder die Polizei schon längst die Daten der realen Person bekommen. Denn die geschädigten Unternehmen wollen natürlich das Geld für ihre Leistungen und haben, nachdem die Rechnungen von den Tätern nicht bezahlt wurden, die Suche nach der realen Person in Gang gesetzt. Unschuldig wird das Cybercrime-Opfer von nun an als Schuldner in den Dateien geführt, die regelmäßig auch an Dritte (z.B. Banken, Telefonanbieter, Versicherungen, Versandhäuser) weiter gegeben werden – und ist plötzlich mitten drin in der Mühle zwischen Anklagen, Verdächtigungen und Anwaltsschreiben. Nicht selten bedeuten negative Einträge, z.B. bei der SCHUFA, das Aus jeglicher Kreditwürdigkeit.

Sorgsam mit den eigenen Daten umgehen

Ist es soweit gekommen, ist das erste Gebot der Stunde, sich sofort zur Wehr zu setzen. Doch damit es erst gar nicht soweit kommt, sollte man im Netz sehr bedacht und sorgsam mit seinen Daten umgehen. Was Sie in beiden Fällen tun können, haben wir Ihnen kurz im Folgenden zusammengetragen.

So beugen Sie Datenklau im Internet vor:

  • Checken Sie Ihre Profile im Internet. Geben Sie auf keinen Fall Ihr Geburtsdatum an, vor allem nicht in sozialen Netzwerken wie Xing, Twitter oder Facebook. Auch nicht auf eigenen oder fremden Webseiten. Wenn schon geschehen: Löschen oder verbergen Sie Ihre persönlichen Daten!
    Tipp: Sollten im Netz falsche Informationen über Sie kursieren, wenden Sie sich direkt an die Betreiber der jeweiligen Webseiten oder Portale, schildern Sie Ihren Fall und verlangen Sie die Löschung der unrichtigen Einträge. Bedenken Sie auch, dass inzwischen viele Personaler von Firmen, bei denen Sie arbeiten oder sich beworben haben, in sozialen Netzwerken stöbern, um ihre (zukünftigen) Mitarbeiter besser kennen zu lernen. Jemand, der Ihre Identität gestohlen hat und Ihnen schaden will, findet hier ein breites Forum!
  • Bequemlichkeit steht der Sicherheit entgegen: Nutzen Sie überall, wo Sie im Internet agieren, unterschiedliche Passwörter (Mailkonto, Facebook, Online-Banking etc.) und ändern Sie ihre Zugangsdaten in regelmäßigen Abständen.
  • Sichern Sie auch Zugang und Daten Ihres Smartphones.
  • Nutzen Sie u.U. den Selbstüberwachungsservice bei der SCHUFA, der Sie für einen Jahresbeitrag bei allen Änderungen Ihres Kontos informiert.
  • Tragen Sie sich in der Robinsonliste ein: In die Robinsonliste können Sie sich eintragen, wenn Sie keine unaufgeforderte Werbung erhalten wollen. Es gibt diese Listen für Briefpost, E-Mail, Mobiltelefon, Festnetztelefon und Telefax. Der Eintrag in eine Robinsonliste ist grundsätzlich kostenlos. Viele, aber nicht alle Unternehmen berücksichtigen bei Werbeaktionen den Wunsch der registrierten Verbraucher nach Werbefreiheit.

Das können Sie nach einem Identitätsdiebstahl tun:

1. Gehen Sie sofort zur Polizei und erstatten Sie Anzeige. Jede einzelne Forderung oder Mahnung, die bei Ihnen eintrifft, sollten Sie ebenfalls zur Anzeige bringen.

2. Lassen Sie sich professionell beraten. Neben auf Identitätsdiebstahl spezialisierten Rechtsanwälten können Ihnen auch Verbraucherzentralen und die Landesdatenschützer des jeweiligen Bundeslandes weiterhelfen.

3. Informieren Sie alle Auskunfteien in Deutschland und beantragen Sie Auskünfte über sich.

4. Ändern Sie alle Ihre Passwörter.

5. Informieren Sie Ihr gesamtes Umfeld über Ihren Fall. So lassen sich rufschädigende Missverständnisse vermeiden.

6. Beantragen Sie die Löschung von falschen Informationen bei der SCHUFA (SCHUFA-Erste Hilfe und Bereinigung der Daten im Internet: www.meineschufa.de, bei Auskunfteien, der Polizei und u.U. Amtsgerichten.

7. Bleiben Sie ruhig und bedacht. Seien Sie beständig und hartnäckig bei der Wiederherstellung Ihrer Reputation. Und stellen Sie sich am besten auf eine längere unruhige Zeit ein: Vorsichtig geschätzt können Ihnen 400 Stunden Arbeit und mehr ins Haus stehen, bis solche leidigen Themen wieder aus der Welt sind.

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