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Hund als Retter im Einsatz in einer Lagerhalle

Rettungshunde und ihre Ausbildung

Interview mit Patricia Hubl, Ehrenamtlerin mit Therapiehunden und Mitarbeiterin von AXA

Der Hund erweist dem Menschen noch weitaus mehr Dienste als Freund und Beschützer zu sein. Rettungshund oder Therapiehund sind großartige Helfer im Einsatz für Leben und Gesundheit. Über die hilfreichen Vierbeiner erzählt uns eine Hundeliebhaberin, wie sie zur Arbeit mit Hunden gekommen ist, was zur Ausbildung gehört und wie der Rettungseinsatz mit Hund funktioniert.

Rettungshunde - weltweit im Einsatz

Als das schwere Erdbeben in Mittelitalien viele Menschen unter den Trümmern ihrer Häuser begraben hatte, kam auch Filou aus Ludwigshafen, um zu helfen. Der portugiesische Wasserhund war mit seiner Hundeführerin Teil einer schnellen Einsatztruppe deutscher Rettungshundestaffeln. Die größte deutsche Organisation, der Bundesverband Rettungshunde, hält über 70 Staffeln mit mehr als 600 geprüften Hunden bereit. 780 Mal wurden sie im Jahr 2015 zu Hilfe gerufen. Der Deutsche Rettungshundeverein DRV führt bundesweit über 35 Rettungshundestaffeln und Züge mit über 120 geprüften, ausgerüsteten und jederzeit einsatzfähigen Rettungshundeteams – über 70 vermisste Menschen wurden in den letzten Jahren von DRV-Teams gefunden.

Bei den meisten Einsätzen handelt es sich um „Flächensuche“ nach vermissten Personen in weitläufigen Waldgebieten, Wiesen oder Feldern. Ein Spezialfall dabei ist „Mantrailing“, wenn der Hund anhand eines Geruchsmusters eine ganz bestimmte Person sucht. Selten in Deutschland ist die „Trümmersuche“, wobei ein außerordentlich hoher Ausbildungsstand von Hundeführer und Hund verlangt wird. Der Einsatzort ist schwer zu begehen und den Hunden steht meist nur eine geringe Witterung zur Verfügung. Speziell ausgebildet sind die Hunde auch für die „Wasserortung“ von ertrunkenen Personen. Bei Katastrophen im Ausland helfen geschulte Teams im Rahmen von Hilfsorganisationen wie Technisches Hilfswerk oder I.S.A.R. Germany.

Retten mit der Nase – spannende Fakten

Die Aussagen über den Geruchsinn des Hundes gehen auseinander, Verhaltenskundler halten ihn dem menschlichen um bis zu eine Million Mal überlegen. Ein Mensch hat in seiner Nase eine Riechschleimhaut von etwa drei bis fünf cm² mit rund zehn Millionen Riechzellen. Die Riechschleimhaut eines Hundes ist je nach Rasse 75 bis zu 150 cm² groß und besitzt bis zu 230 Millionen Riechzellen. Dazu kommt, dass der Hund in kurzen Zügen bis zu 300 Mal in der Minute einatmet, so dass die Riechzellen ständig mit neuen Geruchspartikeln versorgt werden; dabei kommt das Jakobsonsche Organ am Gaumen zum Einsatz, mit dem Hunde Gerüche auch über die Mundhöhle aufnehmen können. Außerdem können Hunde sozusagen „stereo“ riechen und Gerüche in Einzelkomponenten zerlegen, und das auch noch eine Woche nachdem das zu witternde Objekt, zum Beispiel ein Mensch, den Ort verlassen hat.

Großen Einsatz leisten Menschen und ihre Rettungshunde, am häufigsten sind es übrigens Mischlinge. Die Hundeführer arbeiten ehrenamtlich und setzen nicht nur Zeit ein – meist kommen sie auch selbst für ihre Ausrüstung und für Kosten im Rahmen von Einsätzen auf. Wir stellen Ihnen heute eine Frau vor, die neben ihrer Tätigkeit bei AXA ihre Freizeit der Zusammenarbeit von Mensch und Tier widmet - unter anderem auch in einer Rettungshundestaffel.

Ein Leben mit Hunden

Den ersten Hund bekam Patricia Hubl mit sieben Jahren, „ich war immer schon eine Hundenärrin“, und immer war auch klar, dass es „gebrauchte“ Hunde aus dem Tierschutz sein sollten und keine vom Züchter. 12 Jahre verbrachte sie mit Schäferhündin Dina, darauf kam Kimba und dann brachte Luna die Bekanntschaft mit dem Geniushof, der Therapie und Tierschutz unter ein Dach bringt. 11 Pflegehunde folgten im Laufe der Jahre, 2 sind in der Familie geblieben, aus der Tierschutzorganisation „Freunde für Pfoten“ kam schließlich noch Lasse ins Rudel, mit dem sie seit fast zwei Jahren die Ausbildung zum Rettungshundeteam absolviert.

„Meine Hunde und ich können unsere Freizeit in den Dienst anderer Menschen stellen und das macht uns glücklich.“

Patricia Hubl mit ihren beiden Therapiehunden

Liebe Frau Hubl, wie sind Sie von der Tierliebe zur Arbeit mit Hunden gekommen?

Patricia Hubl: Der Geniushof, hat im Januar 2008 ein Schnupper-Seminar „Mantrailing“ angeboten, an dem ich mit meiner Hündin Luna teilgenommen habe. Diese Art der Beschäftigung und Auslastung hat mir sehr gut gefallen, da meine Hündin ein Podenco-Husky-Cattledog-Mix ist und sehr gerne jagdt. Somit waren die intensive Nasenarbeit und das Jagendürfen die perfekte Freizeitbeschäftigung für uns.

Wie wird man Hundeführer? Kann das jeder lernen?

Patricia Hubl: Grundsätzlich ja. Wir haben mit dem Mantrailen 2010 begonnen und beschlossen das Personensuchen über das Hobby hinaus in einer Rettungshundestaffel professionell zu erlernen. Die Ausbildung eines Hund-Mensch-Teams dauert ca. drei Jahre und erfordert viel Disziplin und Einsatzbereitschaft. Mantrailen ist Teamarbeit. Die Hund-Mensch-Teams werden nicht nur praktisch, sondern auch in vielen Fachgebieten theoretisch weitergebildet. Dazu gehört zum Beispiel die Kynologie des Hundes (das ist das Verhalten und die Körpersprache des Hundes dem Menschen, als auch seinen Artgenossen gegenüber) und die Such- und Einsatztaktik, um nur drei zu nennen. Auch die praktische Ausbildung in „Erste Hilfe Hund“ und „Erste Hilfe Mensch“ muss alle zwei Jahre aufgefrischt werden, denn wenn wir eine vermisste Person auffinden, müssen wir auch in der Lage sein, Hilfe zu leisten.

In welchen Fällen werden Sie zu Hilfe gerufen?

Patricia Hubl: Unsere Einsätze betreffen meist demenzkranke Personen oder Menschen, die suizidgefährdet sind. Oftmals wurden diese Personen schon vor Tagen von ihren Angehörigen oder dem Pflegepersonal als vermisst gemeldet und durch Freunde, Verwandte und die Polizeieinsatzkräfte gesucht, bevor die Rettungshundestaffel gerufen wird. Hier verlieren wir wichtige Zeit, denn je früher wir mit unseren Hunden in das Einsatzgeschehen integriert werden, umso größer ist unsere Chance, zum Auffinden der Person beitragen zu können. Die Hundenase ist zwar durchaus auch noch nach Tagen in der Lage der menschlichen Geruchsspur zu folgen -  je frischer jedoch diese Spur ist umso wahrscheinlicher ist es der Person folgen zu können.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei?

Patricia Hubl: Unser Einsatzgebiet ist in Hessen, wo es eine Kooperation mit der Polizei gibt und nur polizeilich gesichtete Teams gerufen werden. In unserer Staffel haben wir zurzeit ein geprüftes und gesichtetes einsatzfähiges Hund-Mensch-Team. Ich arbeite mit meinem Rüden Lasse, ebenfalls ein Husky-Podenco-Mix, gerade auf die Hauptprüfung zu und hoffe, dass wir Ende des Jahres dann ebenfalls ein geprüftes Hund-Mensch-Team sind.

Der Einsatzleiter der jeweiligen Polizeidienststelle fordert die Rettungshundestaffel an, und es wird dann über die Leitstelle der Polizei die Staffel alarmiert, die dem Einsatzgebiet am nächsten ist. Wenn wir an der Einsatzstelle eintreffen, erfragt unser Einsatzleiter bei der Polizei den Sachverhalt und setzt uns (das Hund-Mensch-Team und seine Helfer) in Kenntnis. Hundeführer und Helfer besorgen sich bei den Angehörigen einen Geruchsartikel der Person, denn ohne eine Geruchsprobe kann der Hund nicht auf die Spur der vermissten Person angesetzt werden. Durch Befragung der Angehörigen oder Zeugenaussagen erhalten wir die Position des letzten Aufenthaltsortes, so dass wir in diesem Umfeld den Hund ansetzen. Der Hund kann eine bis eineinhalb Stunden bei guten Bedingungen suchen, zum Beispiel bei 10° C+ und Nieselregen lässt sich eine Spur sehr gut verfolgen, da diese durch den Regen konserviert wird. Bei schlechten Bedingungen wie Hitze von 30°C sind es dagegen maximal 15 Minuten.

Wer bezahlt Sie für die Einsätze?

Patricia Hubl: Da wir ehrenamtlich arbeiten, erhalten wir keine Aufwandsentschädigung für unsere Einsätze. Auch Anfahrt und Zeit werden nicht vergütet. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, unsere Dienste und Erfahrungen der guten Sache zur Verfügung zu stellen.

Wie verbinden Sie dieses Engagement mit dem Beruf?

Patricia Hubl: Die meisten Einsätze finden nachts statt. Somit gibt es einige kurze Nächte. Da ich von meinem Arbeitgeber aus auch von zu Hause aus arbeiten kann und flexible Arbeitszeiten habe, ist dieses außergewöhnliche Hobby sehr gut mit meinem Beruf zu vereinbaren. Natürlich kann ich nicht an jedem Einsatz teilnehmen.

Sie geben Ihre Begeisterung auch weiter, nicht wahr?

Patricia Hubl: Das ist mir wichtig. In unserem Dachverband dem DRV bin ich Ausbilderanwärterin und hoffe, in zwei Jahren mein Ausbilderpatent machen zu können. Auch diese Ausbildung ist sehr zeit- und arbeitsintensiv, schließlich geht es darum, Mensch-Hund-Teams für den Ernstfall zu rüsten. Da mir das Mantrailen aber sehr großen Spaß macht und es auch unter Hundehaltern, die keine Ernstfalleinsätze gehen möchten, immer beliebter wird, coache ich in meiner Freizeit einige Hobby-Trail-Teams und biete auch für den Geniushof Mantrail-Seminare an. So schließt sich der Kreis, was einmal auf dem Geniushof begann, gebe ich heute als Ausbilderin – auch für den Geniushof – weiter.

Trailen ist für mich weit mehr als ein Hobby, es gibt mir und meinen Hunden so viel und wir können unsere Freizeit in den Dienst anderer Menschen stellen und das macht uns glücklich!

Liebe Frau Hubl, vielen Dank für dieses interessante Gespräch.

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