Sterbebegleitung
Ganz gleich, ob nach langer oder kurzer Krankheit, auf den Moment des Sterbens sind nur die wenigsten Angehörigen vorbereitet. Man muss diese traurige Zeit nicht allein meistern. Hospizdienste, ambulante Sterbebegleitung und palliative Behandlung helfen in dieser schweren Situation.
Was bedeutet Sterbebegleitung?
Vertrauen Sie auf sich. Einen Sterbenden auf seinem letzten Weg zu begleiten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Nicht jeder fühlt sich dieser gewachsen.
Wer kann Sterbebegleiter werden?
Im Gegensatz zu betreuerischen Aufgaben ist man bei einer begleitenden Tätigkeit für einen anderen Menschen da und nimmt sich seiner Krisensituation mit intensiver Zuwendung an.
Da es weder gesetzliche Rahmenbedingungen noch Verpflichtungen gibt, bestimmte Angelegenheiten zu regeln, kann theoretisch jeder zum Sterbebegleiter werden: Ein guter Freund, ein pflegender Angehöriger, ein naher Verwandter oder auch eine betreuende Person. Es gibt keine professionellen Sterbebegleiter, wohl aber Berufsgruppen, die diese Funktion im Rahmen ihrer Arbeit ausfüllen, z.B. Angestellte aus dem Gesundheitswesen oder Mitarbeiter sozialdienstlicher und seelsorgerischer Organisationen.
Optimalerweise begleitet ein interdisziplinäres „Team“ aus Angehörigen sowie medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Fachkräften den Sterbenden auf seiner letzten Reise.
Was ist bei an Demenz erkrankten Sterbenden zu beachten?
Bei an Demenz erkrankten Menschen stellt sich das Problem, dass diese ihre Wünsche und Bedürfnisse kaum oder gar nicht mehr äußern können. Es ist ihnen häufig ebenso wenig bewusst, dass ihr eigener Tod bevorsteht, auch wenn die ärztliche Diagnose eindeutig ist. Die Anzeichen für den nahenden Tod lassen sich jedoch von außen nicht immer deuten, solange kein medizinischer Notfall besteht oder ein rapider Abfall der Körperfunktionen beobachtet wird.
Fest steht andererseits, dass auch demenzkranke Menschen Nähe, Vertrauen und Intimität wahrnehmen und wertschätzen. Sie sollten daher bis zum Schluss nach bestem Wissen und Gewissen betreut und begleitet werden. Vielleicht ist es für Demenzpatienten sogar „einfacher“ dem Tod zu begegnen, weil sie den Prozess des Sterbens nicht in vollem Bewusstsein miterleben oder reflektieren können.
Von daher gelten besonders der körperliche Kontakt und das Schaffen einer angenehmen Atmosphäre als wichtige Maßgaben für die Sterbebegleitung.
Ehrenamtliche Mitarbeiter nehmen bei der Unterstützung der Angehörigen und Betroffenen vielfältige Aufgaben wahr, um die letzte Lebensphase so angenehm wie möglich und das Lebensende würdevoll zu gestalten. An erster Stelle steht die psychosoziale Begleitung.
Sterbenden einen festen Platz im Leben geben
Als Hospiz (lateinisch sinngemäß für „Ruheplatz”) bezeichnet man ein Konzept für die Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehörigen. In erster Linie umfasst es die Betreuung unheilbarer kranker Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Dies kann sowohl in den eigenen vier Wänden als auch im stationären Bereich geschehen.
Die Hospizarbeit lebt vor allem von der meist ehrenamtlichen Basisarbeit vieler Menschen, die ihren Gemeinsinn und ihre Fürsorge einbringen, um Menschen ganz individuell in der Phase des Sterbens beizustehen. Sie spannt einen Bogen von den Bedürfnissen des Patienten über die gesellschaftliche Verantwortung bis hin zur Betreuung der Hinterbliebenen.
Formen der Hospizarbeit
Wer übernimmt die Kosten für das Hospiz?
Ob ambulant oder stationär ‒ grundsätzlich entstehen dem Patienten und damit auch seinen Angehörigen keine Kosten für die Inanspruchnahme von Hospizleistungen. Der ambulante Hospizdienst erfolgt in der Regel von ehrenamtlichen Helfern. Die stationäre Hospizversorgung wird zum größten Teil über Leistungen der Kranken- und Pflegekassen finanziert. Einen festgelegten Prozentsatz der Gesamtkosten muss das Hospiz aus Spendenmitteln selbst aufbringen. Daher sind gerade stationäre Hospize auf Spenden angewiesen. Jede noch so kleine Summe kann helfen, den Hospizbetrieb aufrecht zu erhalten und weiter optimieren zu können.
Grundsatz der Palliativmedizin ist, dem Leben nicht mehr Tage zu schenken, sondern den Tagen mehr Leben. Das Ziel besteht in der Betreuung und Behandlung von Menschen, die unheilbar erkrankt sind.
Die Grundlagen der Palliativmedizin
Als Palliativmedizin bezeichnet man Behandlungsmethoden, die bei unheilbaren Krankheiten im fortgeschrittenen Stadium und nur noch geringer Lebenserwartung angewandt werden. Während die kurative Medizin auf eine Heilung und Genesung des Patienten abzielt, steht bei ihr die Lebensqualität des Erkrankten und seines Umfelds im Vordergrund. Es handelt sich bei der Palliativmedizin also explizit nicht nur um eine körperliche Behandlung. Vielmehr soll die verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich und vor allem unter weitestgehender Schmerzfreiheit gestaltet werden. Dabei wird der Patient psychisch unterstützt und seine Wünsche werden nach Möglichkeit erfüllt.
Ziele der Palliativmedizin
Die Verlängerung der Überlebenszeit ist nicht um jeden Preis vorrangig. Im Vordergrund steht der bestmögliche Erhalt einer akzeptablen Lebensqualität bis zum Eintritt des Todes ‒ natürlich immer unter Berücksichtigung der Wünsche des Patienten.
Etwas detaillierter beschreibt die Definition der World Health Organization (WHO) das Ziel der Palliativmedizin:
„Palliativmedizin ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit den Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, gewissenhafte Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“
Palliativversorgung
Bei der Begleitung und Behandlung von Menschen mit unheilbaren Schwersterkrankungen werden spezielle Grundwerte auf physischer, psychischer, sozialer und spiritueller Dimension verfolgt.
Die Betreuung unheilbarer Kranker
Nur etwas für Krebspatienten?
Bei ihrer Entstehung in den 1960er Jahren sollte die Palliativmedizin zunächst dazu dienen, die Schmerztherapie von Krebspatienten zu verbessern. Längst hat sie sich zu einem umfassenden Konzept für Menschen mit verschiedensten lebensbedrohlichen Erkrankungen entwickelt. Unabhängig von der Grunderkrankung sollen möglichst alle Schwerstkranken im Rahmen palliativer Versorgung betreut werden. In vielen Fällen wird erst von den Möglichkeiten der palliativen Versorgung Gebrauch gemacht, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Es kann jedoch sinnvoll sein, schon früher, neben der rein körperlichen Behandlung, auch psychische Aspekte zu berücksichtigen. Auch Gespräche mit den professionellen Teams über die Folgen der Erkrankung sowie Möglichkeiten der Palliativmedizin machen Sinn.
Ganzheitlicher Ansatz der Palliativmedizin
Vier Dimensionen des Menschen und seines Lebens:
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Physische Dimension
Der körperliche Zustand. Leidet der Mensch an Schmerzen oder Mängeln?
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Psychische Dimension
Der emotionale und kognitive Zustand. Wie verkraftet der Patient die Erkrankung? Ist er womöglich niedergeschlagen oder depressiv? Versteht er das Ausmaß der Erkrankung?
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Soziale Dimension
Zwischenmenschliche Beziehungen. Das Miteinbeziehen von nahestehenden Personen in den Behandlungsprozess ist ein wichtiger Bestandteil der Palliativmedizin.
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Spirituelle Dimension
Individuelle Weltanschauungen und existentielle Fragestellungen. Ist der Mensch religiös? Hat er Angst vor dem Tod oder erwartet er sich Erlösung?
Die Grundwerte der Palliativversorgung
Die palliative Versorgung versucht, alle vier Dimensionen zu berücksichtigen. Unerlässlich für eine gute Palliativpflege ist die Achtung der Würde des Patienten. Bei der Würde handelt es sich um ein ausgesprochen individuelles Konzept, das jedoch für fast jeden einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Ziel der Palliativmedizin ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem der Patient in Würde leben und dies auch erleben kann.
Die Palliativmedizin zeichnet sich durch Partnerschaften statt Hierarchien aus. Sowohl Hauptamtliche als auch ehrenamtlich Tätige beabsichtigen einen vertrauten und rücksichtsvollen Umgang mit dem Patienten und seinen Angehörigen. Dies zeigt sich darin, dass Entscheidungen nur in Absprache mit den Betroffenen gefällt werden. Das Recht auf Selbstbestimmung des Patienten steht im Vordergrund. Zudem soll der Fokus nicht nur auf den Beschwerden und den Defiziten des Patienten liegen. Vielmehr honoriert die palliative Versorgung die Widerstandskräfte, Ressourcen und Kompetenzen der Patienten. Dadurch hilft sie, besser mit der Erkrankung umzugehen.
Patientenverfügung und Advanced Care Planning (ACP)
Oberstes Ziel der palliativen Versorgung ist es, die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. Dabei werden die individuellen Wünsche des Patienten berücksichtigt. Was geschieht jedoch, wenn ein Patient seine Wünsche nicht mehr äußern kann, weil er beispielsweise im Laufe der Erkrankung ins Koma gefallen ist? Advanced Care Planning (ACP) hat zum Ziel, die Behandlung im Voraus zu planen. Wünsche und Präferenzen des Patienten bezüglich medizinischer, pflegerischer, aber auch spiritueller Maßnahmen können so im Vorfeld besprochen und im Falle eines Falles berücksichtigt werden. Im Rahmen eines Gesprächs werden mögliche Szenarien und Handlungsoptionen besprochen. Diese werden anschließend verbindlich, beispielsweise in Form einer Patientenverfügung, festgehalten. Zudem werden alle in die Betreuung involvierten Personen über die Absprachen in Kenntnis gesetzt.
Behandlungsformen der Palliativmedizin
Bei der Palliativversorgung wird zwischen einer allgemeinen und einer spezialisierten Versorgung unterschieden. In den meisten Fällen ist am Lebensende eine allgemeine Palliativversorgung (APV) ausreichend. Nur Wenige sind auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) angewiesen.
Ambulante und stationäre palliative Versorgung
In nicht allen Fällen ist eine ambulante Betreuung von Schwerstkranken möglich. So richtet sich die stationäre Versorgung auf die bestmögliche Betreuung der Betroffenen.
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