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Seniorin schwimmt fröhlich in einem See

Ü 60 - das junge Alter

Alle Lebensphasen haben ihre Herausforderungen. Vor allem im späteren Erwachsenenleben sehen wir ihnen oft mit gemischten Gefühlen entgegen. Was kommt auf mich zu? Was wird sich ändern?

Neue Freiheit oder altes Eisen?

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ sang Udo Jürgens 1977 und opponierte damit gegen das noch gängige Bild des Rentners im Schrebergarten. Heute fühlen sich die Rolling Stones erst jetzt mit über 70 zu alt für lange Tourneen und die Hamburgerin Eveline Hall wurde erst mit 68 Jahren zu einem der gefragtesten Models international. 1916, als das Rentenalter auf 65 festgesetzt wurde, erreichten nur drei von zehn Bürgern dieses Alter. Der medizinische Fortschritt und soziale Entwicklungen haben in 100 Jahren die Lebenserwartung kräftig erhöht und damit den späten Lebensphasen Bedeutung gegeben. Die Alternsforscher haben eine neue Einteilung vorgenommen: Neben Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter unterscheidet man heute noch zusätzlich zwischen einem dritten und vierten Alter. Die Gruppe der 60-79 jährigen sind die „jungen Alten“, die sich deutlich von den „alten Alten“ unterscheiden, weil sie noch weniger von biologischen Zeichen des Alterns eingeschränkt sind. 65-Jährige laufen Marathon, sind auf E-Bikes unterwegs, unternehmen Trekkingreisen, nutzen soziale Medien und sind modisch auf dem Laufenden. Keinesfalls bedeutet der Eintritt ins Rentenalter heute, dass Menschen nichts mehr leisten. Im Gegenteil: Viele erreichen erst jetzt den Höhepunkt ihres Schaffens oder schlagen sogar noch einmal einen neuen Weg ein.

Fit und zufrieden

In Umfragen wie dem Alterssurvey bezeichnen sich mehr als die Hälfte der Deutschen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren als zufrieden mit ihrer Lebensqualität und sogar 77 Prozent geben an, sich fit und gesund zu fühlen. Auch die geistige Kondition ist Anlass zu Optimismus: Zwar nehmen Gedächtnis, Merkfähigkeit und geistige Beweglichkeit schon seit Jahren ab, dafür steigt die sogenannte kristalline Intelligenz, die aus den Fähigkeiten besteht, die durch das Leben erlernt wurden. Eine wissenschaftliche Arbeit an der Universität Potsdam zeigt sich überzeugt, dass Menschen bis zum Alter von ungefähr 75 Jahren zu bemerkenswerten Steigerungen und intellektuellen Spitzenleistungen fähig sind, wenn sie Anregungen und Übung erhalten.

Die Sechziger Jahre auf einen Blick:

Was erst jetzt geht: Einen großen Roman schreiben. Der Schauspieler Tilo Prückner debütierte zum Beispiel im Alter von 73 mit der Geschichte einer Beziehung. Der Verleger Alfred Neven DuMont rückte mit seinem ersten Roman sogar erst im Alter von einundachtzig Jahren heraus.

Was wieder geht: Lernen! Hirnforscher machen Mut: Das Gehirn funktioniert wie ein Muskel und wer es trainiert, bleibt fit. Ungefähr 50 % der Gasthörer an deutschen Universitäten gehören der Ü60-Gruppe an, erst kürzlich lieferte eine 73-Jährige an der WWU Münster ihre 700 Seiten starke Doktorarbeit ab, die mit „magna cum laude“, sehr gut, bewertet wurde.

Was nicht mehr geht: Spion werden. Die Chance haben Sie allerdings schon längst vertan: Die Altersgrenze für eine Ausbildung beim Bundesnachrichtendienst liegt bei 32 Jahren. Auch eine Beamtenlaufbahn hätte man spätestens mit 49 Jahren starten müssen.

Eine gute Zeit für Vorbereitung

Gesund und geistig auf der Höhe, ist es jetzt leicht, die Weichen für die nächste Lebensphase zu stellen. Wer die Lebensumstände entspannt an ein geringeres Einkommen und an mögliche Einschränkungen anpasst, nimmt künftigen Einschnitten den Wind aus den Segeln. Jetzt das Haus verkaufen, die Wohnung wechseln, Neues riskieren. Die Basis ist ideal. Der Lebensabschnitt zwischen 60 und 70 Jahren zeichnet sich bei den meisten Menschen durch relative Stabilität aus. Jetzt verfügen die Deutschen im Durchschnitt über die komfortabelsten finanziellen Verhältnisse und sind zumeist auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung im ruhigen Fahrwasser angekommen. Über die Lebensspanne hinweg haben Zuverlässigkeit, Umgänglichkeit und emotionale Stabilität kontinuierlich zugenommen.

Herausforderung in der Beziehung

Chance und Risiko liegen in der Rückkehr aus dem Beruf in das Leben zu zweit. Mit Sensibilität und Achtsamkeit kann es ein großartiger Neubeginn für eine Beziehung werden. Zu Konflikten kommt es, wenn Männer meinen, als „Pappa ante Portas“ wie bei Loriot  das Kommando übernehmen zu müssen oder auch wenn sie sich in den absoluten Ruhestand der Interessen zurückziehen. Die Zahl der über 60-Jährigen, die sich trennen, ist jedenfalls  doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren. Zwei Drittel dieser späten Scheidungen gehen von den Frauen aus.

Das Motto der Sechziger: „Use it or lose it“

Viele Fragen des Alterns sind noch offen. Es ist klar, dass es sich um einen nicht umkehrbaren Prozess handelt. Wir wissen aber auch, dass sich viele Phänomene hinauszögern lassen, wenn man rechtzeitig und entschlossen die Initiative ergreift. Das gilt für den gesamten Körper und insbesondere für das Gehirn. Die „adulte Neurogenese“ fasziniert Forscher derzeit, das heißt: die Neugeburt von Nervenzellen bei Erwachsenen. Offensichtlich werden neue Zellen sogar noch im hohen Alter gebildet. Das zuverlässigste Mittel, diese Regeneration zu forcieren ist Bewegung von Körper und Geist. Der Status quo bei der Gehirnfitness ist noch nicht befriedigend: Laut Statistischem Bundesamt verbringen Menschen im Alter von 59-64 durchschnittlich nur zweieinhalb Minuten pro Tag mit Lernen, ab 65 ist es nicht einmal mehr eine Minute.

Das Fazit: Die Sechziger sind das Aufwärmtraining fürs positive Altern.

Die Aussicht: Wer 70 geworden ist, hat  laut Statistik gut Chancen, auch noch weit über 80 zu werden.

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