Home Gesundheit Story Schlaganfall
Markus Kammer berichtet über sein Leben nach einem Schlaganfall

Schlaganfall

Jeden Schritt, jedes Wort mühsam zurückerobert

Es war ein langer, weiter Weg für Markus Kammer: zu sich selbst, zu seinem neuen Leben. Vor 15 Jahren erlitt er einen sehr schweren Schlaganfall. So wie etwa 250.000 Deutsche jedes Jahr. Aber Markus Kammer war erst 37 Jahre alt. „40 Prozent meines Gehirns sind abgestorben, ich hatte meine Sprache verloren und schwerste Lähmungen“, berichtet er in langsamen, mit Bedacht gewählten Worten. „Noch heute fällt mir das Sprechen schwer.“

Markus Kammer kämpfte sich in sein Leben zurück. Meter für Meter. Übung für Übung. Wort für Wort. Der ehemalige Triathlet musste vieles mühsam neu erlernen: seine alltäglichen Bewegungen, andere zu verstehen, selbst zu sprechen. Mit Erfolg. Seit einigen Jahren organisiert der 52-jährige ein jährliches Golfturnier für Aphasiker – das sind Menschen wie er, die nach schweren Hirnverletzungen erhebliche Schwierigkeiten mit Sprache und Verständnis haben.

An all das war 2006 noch nicht zu denken. Damals, als sich seine Frau Anja Kammer an AXA wandte. Genauer: an das Gesundheitsteam G5, das sich auf Themen wie Schlaganfall, Schädelhirntrauma und andere schwerste Schädigungen des menschlichen Gehirns spezialisiert hat.

Empathie und Expertenwissen

Das Team G5 besteht aus 11 Personen, alle haben medizinische Fachkenntnisse. Sie sind z.B. gelernte Arzthelfer, Rettungssanitäter, Physiotherapeuten, pharmazeutisch kaufmännische Angestellte – zudem sind sie aber auch Spezialisten in Versicherungsfragen.

Manuela Schwender ist eine von ihnen: „Wir liegen altersmäßig zwischen 25 und 60 Jahre, haben so eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Kollegen. Das Team arbeitet mit viel Engagement und hat ein breites Fachwissen und ist direkter und persönlicher Ansprechpartner für die Kunden – aber auch für Ärzte, Kliniken oder Pflegedienste. „Wir hören den Patienten aufmerksam zu, betreuen sie proaktiv und nicht nur auf dem Papier. Beispielsweise unterstützen wir durch schnelle und unkomplizierte Antragsprüfungen für Rehabilitation, Pflege und Therapie.“

Diese Teamarbeit funktioniert auch in schwierigen und komplexen Situationen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, ob ein Patient noch im Krankenhaus bleiben muss, weil die Gegebenheiten in der Wohnung oder dem Haus noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Hier ist eine flexible Organisation und Unterstützung für alle Beteiligten von größter Bedeutung. Manuela Schwender: „Dann setzen wir uns zusammen und diskutieren, wie wir in diesem speziellen Fall vorgehen sollten, welche Erfahrungen die anderen in ähnlichen Situationen bereits gemacht haben. Und natürlich, was in jedem individuellen Fall das Beste für unsere Versicherten ist.“

Meist lernt das Team G5 die Versicherten zuerst über Befunde am Computerbildschirm kennen: Alter, Krankheitsursache, Verlauf, aktueller Gesundheitszustand. Dann dauert es aber meist nicht mehr lange bis zum ersten Kontakt von Mensch zu Mensch. „Die Versicherten oder ihre Angehörigen rufen uns an, weil sie etwas wissen möchten“, erklärt Manuela Schwender. „Sie sind dann oft im Stress, aufgeregt, unsicher und häufig mit der Situation überfordert. Vielfach wissen sie einfach nicht, was sie als nächstes tun sollen.“

Enges Vertrauensverhältnis

Den ersten Kontakt des G5-Teams zu Markus Kammer hatte Christine Vallas. Sie begleitete ihn viele Jahre lang bei seinem mutigen Kampf gegen die Folgen des Schlaganfalls: Bei seinem langen Aufenthalt im Krankenhaus, seiner Rehabilitation, seinen ambulanten Therapien.

„Unser Kontakt ist sehr intensiv“, sagt Christine Vallas, „auch wenn wir jetzt nicht mehr ständig telefonieren oder schreiben.“ Das sehen Markus Kammer und seine Frau genauso: „Es hat sich bewährt, dass uns dieses Team – und hier insbesondere Frau Vallas – über einen solch langen Zeitraum unterstützt hat – und immer noch unterstützt. In all diesen Jahren ist ein enges Vertrauensverhältnis entstanden.“

Christine Vallas erinnert sich noch genau daran, als Markus Kammer sie das erste Mal selbst anrief: „Hier ist Markus Kammer", sagte er am Telefon. Damals sprach er noch sehr, sehr langsam und undeutlich. Aber er wollte mir unbedingt erzählen, dass er gerade ein Fußballstadion besucht hat – so begeistert war er.“

Dieses erste Telefonat und der enorme Lebenswille beeindruckten Christine Vallas tief. Außerdem lernte sie viel aus diesem Gespräch: „Es ist wichtig, Geduld zu haben, den anderen in aller Ruhe ausreden zu lassen, auch wenn es wegen der Sprachstörung sehr lange dauert. Und ihn nicht zu unterbrechen, oder gar zu versuchen, den angefangenen Satz für ihn zu beenden. Denn das würde ihm bei seinem Genesungsprozess nicht helfen.“

Im Herbst 2009 schrieben ihr Markus Kammer und seine Frau aus Südtirol. Es war ein Brief mit Fotos vom ersten gemeinsamen Urlaub nach dem Schlaganfall. Christine Vallas hat ihn aufgehoben und liest vor: „Wir möchten Sie an den Erfolgen der Rehabilitation teilhaben lassen und Ihnen eine kleine Freude bereiten.“

Später, in einem ihrer vielen Telefonate, sprechen Christine Vallas und Markus Kammer auch übers Golfen. „Er hatte mitbekommen, dass ich Golf spiele und informierte mich über ein Golfturnier, das er mitveranstaltete und an dem er auch teilnahm.“ Denn Markus Kammer hatte vor etwa drei Jahren das Golfspielen erlernt – mit seinem gesunden Arm.

Bei diesem Turnier im hessischen Friedberg trafen sich Christine Vallas und Markus Kammer zum ersten Mal persönlich. „Ich habe ihn dank seiner Fotos sofort erkannt, bin auf ihn zugegangen und habe ihn begrüßt.“ Im darauffolgenden Jahr nahmen die beiden mit ihren Ehepartnern sogar an dem Turnier teil. „In einem Vierer-Team“, ergänzt Markus Kammer: „Wir sind zwar eine Gruppe, aber jeder spielt und punktet für sich selbst.“

Ein Team – für die Gesundheit

Christine Vallas, Manuela Schwender und ihre Kollegen schätzen ihre Arbeit sehr. Auch wenn es für das G5-Team nicht einfach ist, jeden Tag mit den schweren Schicksalsschlägen der Versicherten umzugehen. „Es gelingt mir nicht immer gleich gut, das alles für mich zu verarbeiten, man nimmt auch vieles mit nach Hause um es dort endgültig für sich aufzulösen“, sagt Christine Vallas. „Aber gerade die vielen menschlich erfüllenden Begegnungen geben mir immer wieder neue Kraft.“

Nicht nur ihr. Auch Markus Kammer. Er weiß: Die Folgen seines schweren Schlaganfalls werden nie wieder komplett verschwinden. Aber er hat sich mit seinem neuen Leben arrangiert. Auch wenn es völlig anders ist, als er jemals gedacht hätte. Sein Lebensmotto lautet: „Ich will, ich muss, ich kann!“ Und genauso klingt er auch: „Ich habe heute schon zweimal meine Muskelkraft trainiert. Mir geht es sehr gut!“