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Therapiehund schenkt einer Frau Aufmerksamkeit

Therapie mit Hunden - Mensch und vierbeinige Therapeuten im Team

Tiere spenden Liebe, Zuwendung, Zärtlichkeit und Trost, über Gefühle regen sie zu positiven Verhaltensweisen an. Der Therapiehund mit der richtigen Ausbildung ist ein erfolgreicher Helfer, er unterstützt Physiotherapie, Heilpädagogik und Verhaltenstherapie. Bei vielen Behinderungen, Entwicklungsstörungen, Persönlichkeit- und Verhaltensstörungen, psychischen und organischen Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz verhilft die tiergestützte Intervention zu erfreulichen Entwicklungen. Lernen Sie eine erfolgreiche Managerin kennen, die dafür aus ihrer Karriere ausgestiegen ist und eine integrative Therapiestätte betreibt.

Mensch-Tier-Beziehungen in der Geschichte

Wohltuende Mensch-Tier-Beziehungen werden schon lange beobachtet. „Die ersten Zeugnisse stammen aus Gheel in Belgien, wo bereits im 9. Jahrhundert Tiere eingesetzt wurden, um das Wohlbefinden von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen zu fördern“, berichtet das Freiburger Institut für tiergestützte Therapie. Später setzte die Pionierin der Krankenpflege, Florence Nightingale Tiere ein, „a small pet animal is often an excellent companion for the sick ̋  und die Heil- und Pflegeanstalt in Bethel war auf einem Hofgut mit Tieren untergebracht. Seit 1947 ist „Green Chimneys”, ein Bauernhof-Internat in der Nähe von New York, ein Erfolgsprojekt für verhaltensgestörte, behinderte und missbrauchte Kinder. Vor zwei Jahren belegte die weltweit erste wissenschaftliche Studie an der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie Marienheide, dass die Arbeit mit Hunden eine Wohltat für depressive Patienten ist.

„Mensch und Tier ziehen an einem Strang.“

Der Geniushof in Schleswig-Holstein ist eine integrative Therapiestätte, die behinderte Menschen mit Hilfe verhaltenstherapeutisch geschulter Hunde eine Lebensbereicherung erfahren lässt. 2001 gründete die ehemalige Managerin, Therapeutin und Ausbilderin Daniela Hahn den Geniushof-Verein und erhielt bald darauf die Anerkennung als gemeinnützige und besonders förderungswürdige Einrichtung. Das Ausbildungskonzept für Hunde entwickelte sie aus über 20 Jahren Erfahrungen mit Hunden und als anerkannte  Trainerin des Verbands für das Deutsche Hundewesen VDH; aus der Arbeit auf dem Geniushof fließen die Begegnungen mit verschiedensten Menschen, ihren Bedürfnissen und Entwicklungsmöglichkeiten ein.

„Es ist eine Herzensaufgabe, Menschen neue Möglichkeiten der Lebensfreude zu schenken.“

Frau Hahn, Sie waren im Management großer Firmen beschäftigt – wie sind Sie zu dieser neuen (Lebens)Aufgabe gekommen?

Daniela E. Hahn: Ich hatte ein persönliches Erlebnis mit einem beeinträchtigten Kind, als ich an Wochenenden ehrenamtlich in einem Tierheim arbeitete. Die Türen waren zu schmal für den Rollstuhl, so holte ich einen Hund, den ich als liebevollen Charakter kannte, heraus. Die leuchtenden Augen des Kindes sind mir unvergesslich geblieben. Ich legte den Softball in den Rollstuhl und das Kind nahm ihn trotz Tetraspastik in Armen und Beinen und ließ ihn fallen. Allein, dass dieses Kind so viel Kraft und Konzentration aufbrachte, war für mich ein unbeschreiblicher Augenblick.

Dies wiederholte sich mehrere Male – Kind und Hund hatten Freude und ich wusste in diesem Moment: „Hier muss man etwas tun“. Da ich schon seit Jahren Hundeausbilderin war, investierte ich all meine Freizeit, um noch tiefer in die Wesenseigenschaften der Hunde einzusteigen, und fing parallel ein Studium der Psychotherapie an. Dann kam der Tag, an dem ich meinen damaligen Managerjob kündigte. Lernen war wieder angesagt, ich machte Praktika in allen Bereichen, wo beeinträchtigte Menschen behandelt werden und begann mit unserer Therapie-Hündin Laika, mein Konzept zu entwickeln. Bis zum heutigen Tag lerne ich immer weiter dazu.

In welchen Fällen werden tiergestützte Therapien eingesetzt?

Daniela E. Hahn: Verschiedenste medizinische Bereiche greifen auf die Unterstützung durch Tiere zu, ich gebe mal einen Überblick: In der Pädagogik arbeiten wir mit Kindergartenkindern und Schülern jeder Stufe, die eine geistige oder körperliche Behinderung haben. Die Kinderheilkunde nutzt die Möglichkeiten bei Entwicklungsverzögerung, ADS/ADHS, Hörstörung, Wahrnehmungsstörung, Legasthenie, Stottern/Poltern, Down-Syndrom, Autismus, seelischer Behinderung und weiteren Symptomen.

In der Psychiatrie sind wir beispielsweise bei Burnout-Syndrom oder Depression gefragt, in der Geriatrie bei Alzheimer, Demenz, Parkinson, Sprach- und Bewegungsstörungen. Die Neurologie setzt tiergestützte Therapien in der Nachsorge von Schlaganfällen ein, bei Multipler Sklerose, Epilepsie, bei Wachkomapatienten und anderen Krankheitsbildern. Ein großes Thema ist Sterbebegleitung.

Wo greift die tiergestützte Therapie an, welche Fähigkeiten werden gefördert?

Daniela E. Hahn: Die Förderbereiche richten sich individuell nach den Beeinträchtigungen, den Bedürfnissen und der Biografie der jeweiligen Zielperson. Wir haben es mit einer großen Vielfalt an unterschiedlichen Krankheitsbildern in jeder Altersstufe zu tun. Oft ist es auch eine Kombination aus mehreren Krankheitsbereichen, die den Therapeuten ständig zur Kreativität aufruft. Im Bezug auf das Arbeiten in der Praxis liegt der Therapieschwerpunkt vor allem im Bereich der Bewegung. Wir zielen auf Förderung der Grob- und Feinmotorik, des Gleichgewichtssinns, der Tiefensensibilität,  Psychomotorik und der Gehtechnik. 

Wie gehen Sie vor, wie verläuft die Therapie?

Daniela E. Hahn: Wichtig sind uns neurophysiologische Konzepte, die auf eine physiologische Entwicklung ausgerichtet sind. Das heißt:

  • Die Fähigkeiten und Kompetenzen des Patienten zu erkennen und somit die größtmögliche Selbständigkeit bzw. Entwicklungsmöglichkeit zu erreichen, um die Teilhabe und Aktivität in seinem sozialen Umfeld zu fördern.
  • Die Fähigkeit zum Erlernen oder Wiedererlernen von Bewegungskompetenzen im Sinne des motorischen Lernens unter Berücksichtigung aller Ebenen auf der Körperfunktionen und Körperstrukturen (Bsp.: die Wahrnehmungsfunktionen).
  • Vermeidung von Sekundärveränderungen, wie z.B. Gelenkversteifungen.

Zu Beginn steht immer die Vorstellung, aus der ein Befund folgt, der dann die Diagnose und Behandlung zur Folge hat. Der Befund gibt die Maßnahmen und das zeitlich angestrebte Behandlungsziel vor, das hinterfragt wird und mit den Eltern auf die Praktikabilität im Alltag angepasst wird. Wir sprechen uns auch interdisziplinär mit  Ärzten, Pädagogen und allen anderen betroffenen Fachbereichen ab, damit die Therapieziele in allen Bereichen des Alltags abgedeckt werden können. Aber besonders wichtig für eine ganzheitliche Therapieentwicklung ist die Zusammenarbeit mit den Eltern und Betreuern.

Wie wird ein Hund ausgebildet? Gibt es Hunderassen, die besser zum Therapiehund taugen als andere?

Daniela E. Hahn: Grundsätzlich sind fast alle Hunderassen geeignet. Es kommt auf das Tier an, auf seine Wesenseigenschaften und wie stark sie ausgeprägt sind. Hinzu kommt, in welchen Bereichen der Hund ausgebildet werden soll und welche Qualifikationen der Therapeut hat. Mensch und Hund werden in den Trainingsgruppen individuell geschult, einen Podenco könnte man nicht so ausbilden wie ein Schäferhund. Nur so kann ein gutes Mensch-Hund-Team gebildet werden. Die Voraussetzungen werden durch Eingangsprüfungen und Wesenstests auf dem Geniushof geklärt. Die Ausbildung des Therapiehundeteams findet dann in einem theoretisch und praktisch weitgefächerten Umfang und in kleinen, mit Augenmaß zusammengestellten Lerngruppen statt. Der Schutz des Klienten und des Hundes hat dabei oberste Priorität.

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Welche Fähigkeiten muss der Hund zeigen?

Daniela E. Hahn: Der Therapiebegleithund sollte tolerant gegenüber der Verarbeitung vieler gleichzeitig wirkender Reize sein und dabei ein Gleichgewicht an Aufmerksamkeit, Bewegungslust aber auch der nötigen Ruhe finden, um nicht über das geforderte Maß aktiv zu sein. Es verlangt dem Hund ein hohes Maß an Feingefühl ab, ein Kind zur Bewegung zu motivieren, ohne dabei Hektik in den Therapieverlauf zu bringen. Sehr wichtig ist es, dass der Hund in der Lage ist, seinem Besitzer klare Signale zu geben, wenn er in Stress geraten sollte, damit der Hund rechtzeitig aus der Situation genommen werden kann. Da sehr viel Bewegung im Spiel ist, müssen Therapeut und Tier eine eindeutige Sprache miteinander finden und gut aufeinander abgestimmt sein.

Solche Therapien sind aufwendig und kosten Geld. Wie werden die Therapien finanziert?

Daniela E. Hahn: Wir sprechen Sponsoren und Paten an, um die Therapieeinheiten oder Therapieurlaube für die Familien zu finanzieren. Dadurch konnten wir schon sehr vielen Kindern eine Therapie schenken. Firmen unterstützen unser Projekt, aber auch Privatpersonen, die an uns glauben oder auch hier auf dem Geniushof unsere Therapien miterleben können.

 „Es ist eine schwierige Aufgabe, aber eine Herzensaufgabe für mich und ich wünsche mir, dass ich viele weitere Therapeuten und Hunde ausbilden darf, damit viele Menschen in den Genuss der Möglichkeiten kommen.“

Liebe Frau Hahn, wir danken Ihnen für den offen Einblick in Ihre Arbeit und wünschen dem Geniushof alles Gute.

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