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Auswirkungen Stress Babys

Eltern aufgepasst: Stress bei Babys erkennen, lösen und vorbeugen

Zeigen die Babys Anzeichen von Stress, sollte man zunächst genau hinsehen. Denn ähnliche Verhaltensweisen treten auch in den verschiedenen, ganz natürlich ablaufenden Entwicklungsphasen auf: Oft kündigt sich ein weiterer Schritt in der körperlichen und geistigen Entfaltung an, wenn die Kleinkinder eine Weile lang besonders anstrengend sind, schlechter schlafen oder den Eltern kaum von der Seite weichen.

Stress bei Babys - gibt es das?

Die Antwort ist ein klares: Ja. Allein Hunger, Durst, Müdigkeit, Lärm, Hitze, zu viele Menschen, Schmerzen, fehlende Nähe, Zahnen oder der laufende Fernseher können für kleine Säuglinge puren Stress bedeuten. Denn alles, was negative Empfindungen oder ein Ungleichgewicht in uns auslöst, ist eine Belastung. Für den einen mehr, für den anderen weniger: „Jedes Kind ist mit seiner Wahrnehmung von Stress ganz individuell zu betrachten“, rät Julia Spätling, Diplom-Heilpädagogin und Leiterin der Familienschule der Deutschen Familienstiftung in Fulda. Manche Säuglinge stören Lärm und Unruhe wenig, andere wiederum sind schon beim leisesten Geräusch beunruhigt und reagieren mit Schreien oder Schlafstörungen. Doch wie erkennt man Stress bei Babys und was kann man – auch vorbeugend – dagegen tun? Julia Spätling hat Antworten für uns.

Wie merke ich, dass mein Baby unter Stress leidet?

„Säuglinge sind bereits von Geburt an sehr empfänglich für emotionale Schwingungen in ihrem Umfeld. Anspannung oder unterschwellige Schwierigkeiten in der Familie werden vom Baby wahrgenommen. Ist die Mutter oder der Vater dauerhaft gestresst, sind Kinder unruhig, schlafen schlecht und schreien häufiger“, weiß die erfahrene Familienberaterin. Schon in der Schwangerschaft bekommen Föten die Sorgen und Ängste ihrer Mütter mit, das haben Untersuchungen ergeben. Starke Belastungen dieser Art hinterlassen bei ihnen – wie bei Babys und kleinen Kindern – Spuren im Gehirn und in der Entwicklung, die später sogar für psychische Probleme und Erkrankungen sorgen können.
Gestresste Babys zeigen ihre Überforderung über Signale wie Unruhe, häufiges Quengeln, Schreien, übermäßiges Fremdeln oder schlechten Schlaf. Gut und ausreichend schlafen bedeutet bei einem Säugling übrigens nicht, dass er von abends bis morgens früh durchschläft. In der Regel schlafen die Kleinen nur etwa vier bis fünf Stunden am Stück, das ist normal.

Neugeborenes mit Mutter und Geschwisterchen

Was löst Stress bei Babys und in der Familie aus?

Um ausreichend zur Ruhe zu kommen, sind unsere Jüngsten auf uns Erwachsene angewiesen. Eine große Hilfe ist dabei für die Kleinen ein geordneter Tagesablauf. Ein verlässlicher Rahmen – dazu gehören eine relativ ausgeglichene Umgebung und feste Bezugspersonen –  gibt dem Kind eine sichere Basis, von der aus es agieren und sich gesund entwickeln kann. Bezugspersonen können neben den Eltern übrigens problemlos auch eine fürsorgliche Tagesmutter oder die Großeltern sein.

„Natürlich ist es im Alltag vieler Familien heute nicht ganz einfach, ein wirklich ruhiges Umfeld zu schaffen“, erklärt Julia Spätling. „Meist gelingt es bei den ersten Kindern ganz gut. Kommt dann das zweite oder dritte hinzu, sieht es schon anders aus und die Eltern sehen sich oft in dem Spagat zwischen den Bedürfnissen des/der Kindes/r und denen des Säuglings.“

Wichtig ist dabei, dass die Eltern gut auf sich achten und für sich sorgen. Denn finden sie nicht genug Entlastung, steigt die Anspannung immer mehr. Hinzu kommt: Verstehen sich die Eltern untereinander nicht (mehr), wird die Beziehung und das Funktionieren der Familie immer schwieriger. Daher empfiehlt Julia Spätling allen Eltern, regelmäßig auf die eigene Befindlichkeit zu schauen und besonders die Partnerschaft als treibenden Motor für eine funktionierende Familie zu pflegen. „Es geht darum, gemeinsam die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Nicht zuletzt muss auch an die Verarbeitung eventueller Schwierigkeiten bei der Geburt gedacht werden, denn die sind nicht selten mit ein Grund, warum es Mutter oder Vater nicht optimal geht“, erinnert die Heilpädagogin.

Checkliste für Eltern zur Reduktion von Stress

Als Eltern können Sie auf folgende Dinge achten:

  • Bringen Sie einen Rhythmus in den gemeinsamen Alltag mit Ihrem Baby. Oft gibt das Kind schon einen eigenen Rhythmus vor – oder passt sich auch an den Ihren an.
  • Packen Sie nicht zu viele Termine in den Tag hinein und sorgen Sie zwischendrin für ausreichend Ruhepausen.
  • Laute Geräusche, helles Licht und rasche Bewegungen verursachen Unruhe im Raum. Oft hilft es, diese Reize zu verringern. Unser Tipp: Machen Sie den Fernseher und das Radio öfter mal aus.
  • Wenn es Ihnen nicht gut geht und sie selbst nervös oder aufgeregt sind, ist es das Kind meist auch. Versuchen Sie ruhig zu bleiben (oder wieder zu werden!). Oft hilft dabei die Frage an sich selbst: Was genau macht mich gerade so unruhig? Was passiert eigentlich, wenn dies und das jetzt gerade nicht so hundertprozentig klappt? Hat das wirklich schlimme Folgen? Oder ist es vielleicht gar nicht so tragisch...?
  • Sprechen Sie Ihr Kind in ruhigem Tonfall an, bleiben Sie auch in anstrengenden Situationen möglichst ruhig, werden Sie am besten nicht hektisch oder laut. Und wenn Ihr Kind empfindlich ist: Bewegen Sie sich langsam.
  • Sind Sie mit dem Kind in großen Menschenansammlungen oder im Café, kann es dem Kleinen schon mal zu viel werden. Gehen Sie mit ihm einfach in einer ruhigere Umgebung. Ist das nicht möglich: Drehen Sie das Kind zu sich und schränken Sie z. B. durch Abdeckung (Tuch) sein Blickfeld ein.
  • Zuwendung durch Herumtragen, langsames Schaukeln, Streicheln, Wiegen oder Massieren wirkt bei einem beunruhigten Baby oft Wunder. Vielleicht möchten Sie ihm dazu noch ein tröstendes Lied vorsingen.
  • Bitte setzen Sie Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder nicht vor den Fernseher! Die kleinen Menschen können die schnell aufeinanderfolgenden optischen und akustischen Reize noch nicht verstehen und verarbeiten, das Gehirn wird auf „passiv“ geschaltet. Deshalb ist Fernsehen für die Hirnentwicklung nicht zuträglich.
  • Es gibt Tageszeiten, an denen Babys besonders empfänglich für Stress sind – in der Regel in der Zeit zwischen 18 und 24 Uhr. Hier tritt die naturgegebene abendliche Müdigkeit auf: Die Kinder brauchen Schlaf. Schauen, ob Ihr Kind von selbst einen bestimmten Punkt am Abend hat, an dem es müde wird. Kleine Säuglinge sind nur in der Regel etwa ein bis eineinhalb Stunden am Stück wach! Versuchen Sie die Anzeichen von Müdigkeit wahrzunehmen: Wie sieht Ihr Baby aus, wie äußert es sich, wenn es müde wird?
  • Schlafen Sie selbst ausreichend. Legen Sie sich auch tagsüber einfach einmal hin, wenn ihr Baby schläft. Der Haushalt und alles andere können inzwischen warten!
  • Ernähren Sie sich abwechslungsreich und gesund. Essen Sie viel frisches Obst und Gemüse. Das stärkt Körper und Nerven. Außerdem: Gehen Sie regelmäßig mit Ihrem Baby an die frische Luft. Machen Sie doch zum Beispiel öfter mit anderen Müttern einen Spaziergang!
  • Hat sich Ihr Kind verletzt, ist es natürlich aufgelöst. Spielen Sie Verletzungen oder blaue Flecken bitte nicht herunter oder ignorieren sie gar, aber schenken sie ihnen aber auch nicht allzu lange Aufmerksamkeit. Gehen Sie auf den Schmerz ein und trösten Sie Ihren Nachwuchs kurz. Begeben Sie sich dabei auf gleiche Augenhöhe: Sie können Ihr Kind auf den Arm nehmen oder sich zu ihm hinunterbeugen oder –knien und das betroffene Körperteil zum Beispiel sanft anpusten. Das kühlt!
  • Auch das Thema Zahnen hält die Babys (und Eltern) in Atem, denn ein langanhaltender Dauerschmerz macht auch ungeduldig und quengelig. Hier gibt es verschiedene Hausmittel, die helfen können: Fragen Sie Ihren Kinderarzt oder andere Mütter danach.
  • Sie sind außer sich? Geben Sie Ihr Kind – wenn möglich – einer anderen vertrauten Person, bis Sie selbst wieder ruhiger geworden sind. Manchmal hilft es auch, einfach für ein paar Minuten in ein anderes Zimmer zu gehen und tief durchzuatmen. Machen Sie doch eine kurze Yogaübung oder hören Sie Ihr Lieblingslied und singen sie laut mit!
  • Wenn Sie überanstrengt sind, holen Sie sich Rat und Hilfe von anderen: von Freunden, Großeltern, anderen Müttern und Vätern, in sozialen Netzwerken wie Still- oder Kindergruppen oder auch Beratungsstellen
  • Tun Sie sich selber etwas Gutes! Nehmen Sie öfter mal eine Auszeit, besonders wenn Ihr Kind eine anstrengende Phase hat. Am besten aber, bevor Sie sich selbst gestresst fühlen.
Vater kuschelt mit seinem Baby

Für eine optimale Entwicklung: Das Baby braucht entspannte und zufriedene Eltern

Eltern können meist nur dann gute Eltern sein, wenn es ihnen selbst gut geht. Die Grundlage für eine überwiegend positive Eltern-Kind-Bindung ist ein feinfühliger und zugewandter Umgang von Vater und Mutter mit ihrem Nachwuchs. Wenn Eltern altersgerecht auf ihre Kinder eingehen und eine zuverlässige Quelle von Unterstützung und Trost sind, fördern sie die Selbstständigkeit des Kindes und sein Erkunden der Welt. Es kann sich sicher fühlen und beschützt. Und dieses Gefühl des „Aufgehobenseins“ vermitteln am besten Eltern, die mit sich und ihrem Leben im Reinen sind.

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