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Multimorbidität im Überblick

Multimorbidität

Leidet eine Person unter mehreren Krankheiten gleichzeitig, spricht man von Multimorbidität. Vor allem mit zunehmendem Alter treten solche Mehrfacherkrankungen häufiger auf.

Multimorbidität: Gleichzeitiges Bestehen mehrerer Krankheiten

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer chronischen Erkrankung zu leiden, wie etwa Diabetes, Hypertonie, Arteriosklerose, Arthrose, Herzinsuffizienz oder Osteoporose.

Treten mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf, spricht man von Multimorbidität. Häufige Ursache ist eine Ursprungserkrankung, die in der Folge weitere Beschwerden nach sich zieht.

Im Grunde nicht weiter schlimm, solange die verschiedenen Symptome in einem kontrollierbaren Rahmen bleiben und medikamentös gut zu behandeln sind.

Multimorbidität im Alter

Multimorbidität-Formen

Bei Multimorbidität unterscheidet man zwischen unabhängigen und abhängigen Krankheitsbildern.
 

Weitverbreitete Alterskrankheiten als Ursache

Multimorbidität ist ein klassisches Alterssyndrom, d.h. das Vorkommen verschiedener Krankheitsbilder bei einer Person fortgeschrittenen Alters. Gerade ältere Menschen leiden häufig an mehreren chronischen Erkrankungen auf einmal. In der Regel sind es bei den über 70-jährigen drei bis neun Krankheiten gleichzeitig. Am häufigsten betroffen sind:

  • das Herz-Kreislauf-System
  • die Atmungsorgane
  • der Bewegungs- und Stützapparat
  • das Stoffwechselsystem

Verschiedene Arzneimittel parallel

Um diese Erkrankungen in den Griff zu bekommen, werden oft mehrere verschiedene Arzneimittel benötigt. Die Anwendung von fünf und mehr Arzneimitteln wird in der Fachsprache auch als Multimedikation, Polymedikation oder Polypharmazie bezeichnet. 

Statistisch gesehen nimmt jeder Mensch ab dem 60. Lebensjahr durchschnittlich drei rezeptpflichtige und fast ebenso viele apothekenpflichtige Arzneimittel ein.

Welche Formen der Morbidität werden unterschieden?

Bei Multimorbidität unterscheidet man zwischen unabhängigen und abhängigen Krankheitsbildern.

Bei der unabhängigen Multimorbidität gibt es keinen wirklich kausalen Zusammenhang zwischen den Krankheiten. Leidet ein Patient z.B. unter Rheumatismus, Gallensteinen und grünem Star, so beeinflussen sich diese Krankheiten nicht gegenseitig.

Im Gegensatz dazu ist eine Kombination von Diabetes, Herz-Kreislauf-Schwäche und Bluthochdruck eine abhängige Multimorbidität. Hier liegt eine Wechselwirkung zwischen den Krankheiten vor, d.h. ein bestimmtes Symptom begünstigt ein anderes oder hat es gar hervorgerufen.

Wechselwirkungen durch Medikamente und Krankheiten

Sowohl Patienten mit abhängigen als auch mit unabhängigen Krankheitssymptomen müssen verschiedene Medikamente einnehmen, um ihre Beschwerden zu lindern.

Fast alle dieser Medikamente weisen unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf. Bei vielen verabreichten Medikamenten ist es Medizinern und Pharmazeuten nicht möglich, die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu steuern und ihnen entgegenzuwirken.

Ein wichtiges Medikament abzusetzen, ist ohne ärztliche Rücksprache nicht ratsam. Jedoch kann es bei der medikamentösen Behandlung vorkommen, dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen nicht als solche erkannt werden.
  
Die auftretenden Symptome werden als neue Erkrankung gewertet, die ihrerseits mit Medikamenten behandelt werden. Dadurch entsteht ein gefährlicher Kreislauf.

Daher ist eine vertrauensvolle Kommunikation und Rückmeldung an den behandelten Arzt hinsichtlich neuer Symptome im Rahmen eines neu verordneten Arzneimittels für das Gelingen der individuellen Behandlung wesentlich.

Krankheiten mit Wechselbeziehungen

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Schlaganfall
  • Diabetes
  • Arthritis
  • Osteoporose
  • Erkrankungen des Stoffwechsel-/Hormonsystems
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Nierenerkrankungen

Multimorbidität-Symptome

Die Symptome sind abhängig von den einzelnen Grunderkrankungen, an denen der Betroffene leidet.

Typischen Alterserkrankungen vorbeugen und gesunde Lebensweise

Da Multimorbidität bedeutet, dass mehrere Krankheitsbilder gleichzeitig in den unterschiedlichsten Kombinationen auftreten, kann man mögliche Risikofaktoren nur in Zusammenhang mit den entsprechenden Einzelerkrankungen betrachten.

Was die bestmögliche Prävention angeht, gilt daher auch hier (wie bei fast allen Einzelkrankheiten): Eine gesunde und bewusste Lebensweise ist das A und O einer effektiven Vorsorge. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, die Vermeidung von Übergewicht und der weitgehende Verzicht auf Genussmittel sind hierbei die wichtigsten Aspekte.

Zwei Frauen mit gesunder Lebensweise

Welche Krankheit zeigt welche Symptome?

Die verschiedenen Krankheiten eines multimorbiden Patienten bringen unterschiedliche Symptome mit sich. Da sich die Einzelerkrankungen gegenseitig bedingen und die gleichen Körperbereiche betreffen können, ist es in der Praxis oft schwierig, ein bestimmtes Symptom einer konkreten Erkrankung zuzuordnen.

Dies gilt vor allem bei abhängiger Multimorbidität. So ist z. B. für einen älteren Diabetiker das Risiko einer Herzinsuffizienz, eines Schlaganfalles oder eines Nierenleidens erhöht.
  
Aber auch unabhängige Krankheitsbilder können sich zu einer abhängigen Multimorbidität entwickeln. Leidet ein Patient z.B. an Rheuma oder Arthrose, wird er seine körperlichen Aktivitäten aufgrund der Schmerzen entsprechend einschränken. Dies begünstigt auf Dauer wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Bluthochdruck – und kann bei langer Bettruhe auch zu starken Atemwegsbeschwerden führen.

Multimorbidität-Therapie

Die Behandlung multimorbider Patienten erfordert eine kombinierte Therapie und komplexe Medikamentation.

Mehrere Krankheitsbilder gleichzeitig erschweren die Diagnose

Bei der Multimorbidität kommt es zu verschiedenen Symptomen. Diese können auf mehrere Krankheitsbilder zutreffen oder auch durch die Wechselwirkung der verabreichten Medikamente entstehen. Auf Grund dieser Komplexität der Erkrankung gestaltet sich eine exakte Diagnostik schwierig.
Häufig lässt sich auch nicht mehr feststellen, welches die Ersterkrankung gewesen ist und somit die Entstehung einer weiteren Krankheit begünstigt hat.

Darum ist es bei der Behandlung umso wichtiger, weitere Folgeerkrankungen zu vermeiden. Dazu gehört u.a. die Optimierung der medikamentösen Therapie, um negative Arzneimittelwirkungen einzudämmen und so die Lebensqualität des Patienten wieder anzuheben.

Patient und Arzt im Gespräch
Kombinierte Therapiemaßnahmen

Ganzheitliche Behandlung und kombinierte Therapiemaßnahmen

Um die Lebenssituation von multimorbiden Patienten zu verbessern und weitere Folgeerkrankungen zu vermeiden, muss eine individuelle Strategie festgelegt werden. Diese mündet zumeist in einer optimalen Kombination verschiedener Therapiemaßnahmen. Hierzu zählen pflegerische Aktivitäten genauso wie die medikamentöse Behandlung oder Vorbeuge- und Reha-Maßnahmen (Diät, Ergotherapie etc.). Viele häufig auftretende Alterserkrankungen lassen sich auch durch psychosoziale Maßnahmen oder Verhaltenstherapien positiv beeinflussen.

Nicht alle dieser Therapiemaßnahmen werden von der privaten Krankenversicherung übernommen.

Komplexe medikamentöse Therapie

Wie bereits erwähnt, resultiert Multimorbidität nicht selten aus Wechselwirkungen der Medikamente, die zur Linderung unterschiedlicher Krankheitssymptome eingenommen werden.

Das Problem: Häufig sind die Auswirkungen erst spät oder gar nicht erkennbar – nicht zuletzt, da jeder Patient ganz individuell oder sogar atypisch auf unterschiedliche Wirkstoffe reagiert. Etwa 6,5 % aller Krankenhauseinweisungen erfolgen aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen.

Aus diesem Grund sollte jeder behandelnde Arzt über alle eingenommenen Arzneimittel informiert sein. Das gilt auch für vermeintlich "harmlose", rezeptfreie oder homöopathische Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate.
  
An Wissen mangelt es meistens nicht, jedoch an der nötigen Absprache, solange sich die ärztliche Therapie in erster Linie auf das zu behandelnde Krankheitsbild und die damit verbundene Leitlinie bezieht.

Das geschieht sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen. Dennoch geht man im Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt am Main davon aus, dass mindestens ein Drittel aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen vermeidbar wären.

Multimorbidität-Empfehlung

Generelle Empfehlungen lassen sich nicht aussprechen. Wichtig ist eine indviduelle Betreuung und eine Einzelbetrachtung der bestehenden Erkrankungen.

Auf die psychologische Komponente kommt es an

Die Anzahl an multimorbiden Patienten in den Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen genauso wie in der häuslichen Betreuung steigt. Hauptursache hierfür ist die stetig zunehmende Lebenserwartung und das damit verbundene Auftreten unvermeidlicher Alterserkrankungen.

Multimorbidität "entsteht" jedoch nicht von heute auf morgen. Es ist vielmehr ein langer, schleichender Prozess, der zur zunehmenden Einschränkung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens führen kann. Je nach Alter, Krankheitsverlauf oder -kombination sind viele der betroffenen Patienten trotzdem in der Lage, ein erfülltes Leben zu führen.

Natürlich ist dieses Leben mit Einschränkungen verbunden, aber den betroffenen Menschen muss es ermöglicht werden, so weit wie möglich am "normalen Alltag" teilzuhaben. Daher spielt die psychosoziale Dimension in der Pflege von multimorbiden Patienten eine große Rolle.

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Individuelle Betreuung ist ein Muss

Aufgrund der Vielschichtigkeit von Multimorbidität kann die Betreuung und Pflege der Patienten nur individuell betrachtet werden und erfolgen. Hier liegt z. B. primär eine geistige Beeinträchtigung vor, dort eine körperliche. Hier sollte physische Aktivität eingeschränkt, dort gefördert werden. Hier ist strenge Bettruhe verordnet, dort eine Bewegungstherapie. Und so weiter.

Ziel der Pflege sollte jedoch immer sein, Folgeerkrankungen zu vermeiden und den betroffenen Personen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen – immer unter Einbeziehung und Förderung der ihnen noch zur Verfügung stehenden körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Pflegeziele im Überblick:

  • optimale und individuelle medizinisch-therapeutische Betreuung,
  • besondere Berücksichtigung psychosozialer Faktoren sowie
  • Verhinderung von Folgeerkrankungen und Linderung akuter Beschwerden

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