Comic Zwei Kinder auf einem Baum

Ich sehe was, was Du nicht siehst:​ Über die Entwicklung der Sinne

Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Ihr Kind die Welt sieht? Warum es so mutig auf hohen Klettergerüsten herumturnt oder Dinge, die es sucht, nicht entdeckt? In die Wiege gelegt bekommen wir nur die Grundausstattung unseres Sehvermögens. Der Rest ist harte Arbeit fürs Gehirn.
 
Welche #ichkanndasschonalleine Momente Kinder schon bewältigen können, hängt auch davon ab, wie sie die Welt wahrnehmen, hören und sehen. Tatsächlich müssen Kinder erst lernen, ihre Sinne sicher zu gebrauchen, denn sie verarbeiten äußere Reize anders als Erwachsene. Das macht sich auch in Gefahrensituationen bemerkbar.

Der Sehsinn ist unser wesentliches Werkzeug, um die Außenwelt wahrzunehmen. Rund 80 Prozent der Informationen nehmen wir über die Augen auf, ein Viertel des Gehirns ist an der Verarbeitung beteiligt. Tatsächlich sehen Kinder die Welt mit anderen Augen, denn ebenso wie das Hörvermögen bildet sich das Sehvermögen erst im Laufe der Zeit aus.

Das Wichtigste im Blick​
Ein Neugeborenes sieht gerade weit genug, um das Gesicht der Mutter zu erkennen, wenn es gestillt wird. Das macht Sinn, sonst hätte es viel zu viele Reize von außen zu verarbeiten und wäre mit Sicherheit überfordert. Nach wenigen Wochen freuen sich Babys dann an der Bewegung bunter Mobiles über Wickeltisch oder Wiege und sie fangen an, ihren Eltern nachzublicken. Bis zum ersten Geburtstag entwickeln Kinder 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen. Vollständig ausgebildet ist der Sehsinn dann bis zum zwölften Lebensjahr.

Das lächelnde Auto – Kinder sehen anders​
Auch beim Schauen nach rechts und links sehen Kinder ein anderes Bild als Erwachsene. Denn durch ihre geringere Körpergröße schauen sie aus der Froschperspektive und ihr Blickwinkel ist deutlich enger. Ihr Sehfeld ist um ein Drittel kleiner als das eines Erwachsenen, dadurch haben sie insgesamt einen schlechteren Überblick über das Geschehen. Wenn Sie die Straße vor einem Auto überqueren möchten, schauen Sie wahrscheinlich in das Gesicht des Fahrers und erkennen an Mimik und Gestik, dass er für Sie anhält. Ihr Kind sieht wahrscheinlich ein anderes Gesicht, ebenso freundlich lächelnd: Die Scheinwerfer sind die Augen, der Kühlergrill der Mund und das Markenschild in der Mitte ist die Nase. Und so können sich Kinder durch den freundlichen Blick des Autos aufgefordert sehen, über die Straße zu gehen. Eine wichtige Regel für Kinder ist, am Straßenrand erst einmal stehen zu bleiben. Denn nur so haben sie die Chance, die Situation mit Augen und Ohren erfassen zu können. Ohne diese Regel würden Kinder ihren Blick automatisch in die Richtung lenken, in die sie laufen – mit der Gefahr, das von der Seite kommende Auto zu übersehen. Und auch die Fähigkeit, die Geschwindigkeit und Entfernung von Fahrzeugen einzuschätzen, kommt erst mit der Zeit. Im Alter von drei bis vier Jahren können Kinder meist nicht einmal erkennen, ob ein Auto steht oder fährt. Solange das räumliche Sehen noch nicht voll ausgebildet ist, sind Kinder im Straßenverkehr schnell überfordert. Das ist einer der Gründe, warum Experten empfehlen, Kindern erst nach der Radfahrprüfung  mit etwa zehn Jahren das unbegleitete Radfahren im Straßenverkehr zu erlauben.

Kein Respekt vor der Höhe?​
Auch an anderer Stelle kann sich bemerkbar machen, dass der Sehsinn noch nicht vollständig entwickelt ist: Nicht immer hat es mit Mut zu tun, wenn Kinder arglos von hohen Klettergerüsten herunterspringen. Es kann auch sein, dass der Blick nach unten kein mulmiges Gefühl auslöst, weil das Kind die räumlichen Dimensionen nicht realistisch wahrnimmt. Auf dem Spielplatz macht daher die Regel Sinn, dass Kinder selbstständig und ohne Hilfe das Gerüst erobern müssen. Wer es weiter nach oben schafft, kann die Höhe in der Regel auch alleine bewältigen.

Kleiner Junge schaut bei der Autofahrt aus dem Fenster

#ichkanndassschonalleine – die Kampagne der AXA Kindersicherheitsinitiative

Es ist toll, wenn Kinder ihre Eigenständigkeit entdecken. Aber im Alltag kann das einen auch ganz schön fordern, weil man entscheiden muss: Traue ich das meinem Kind zu? Was kann passieren? Ist das Risiko vertretbar?

Die meisten Eltern sind sich einig, dass es weder gut ist, sein Kind in Watte zu packen, noch das Gegenteil.
Aber wie findet man das richtige Maß? In unseren Interviews für den AXA Kindersicherheitsreport hat sich gezeigt, dass das ein großes Thema für Eltern ist. Mit unserer Kampagne wollen wir Eltern unterstützen, bewusst und selbstbewusst zu entscheiden. Wer kennt ein Kind schon besser als Mutter oder Vater? Wer seinen Nachwuchs im Alltag beobachtet, kann in der Regel gut einschätzen, was man ihm zutrauen kann ‒ mit gesundem Elternverstand sozusagen.

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