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Neue Medien vs. klassische Medien

»Wir gucken alle kein Fernsehen mehr!«

Noch in den 1980er-Jahren wäre dieser Ausspruch eines Jugendlichen die Erfüllung aller Träume des Bildungsbürgertums gewesen. Denn vor noch zwei Jahrzehnten galt das Massenmedium Fernsehen als fataler Störenfried, der Eltern und Kinder von gemeinsamen Familienabenden und auch von der Beschäftigung mit einem klassischen Medium abhielt – dem Buch.
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Das Internet kam, sah und siegte

In den 90ern kam das Internet in Form eines klobigen Modems in immer mehr Haushalte. Kaum noch vorstellbar: Zunächst wurde nur mit Texten gearbeitet, schnellere Leitungen ermöglichten nach und nach den Austausch größerer Datenmengen. Mit den Bewegtbildern im Netz bewahrheitet sich allmählich der Ausspruch: »Shift happens!« Heute sind Social-Media-Plattformen und Youtube-Kanäle längst Alternativen zu Zeitungen, Print-Magazinen – und zum TV mit seinem linearen Programm.
Der Spruch »Wir gucken alle kein Fernsehen mehr!« stammt von einem typischen Vertreter der Generation Netzwerk. Die Mediennutzung ist mehr denn je zur Generationenfrage geworden: Bei den 14–19-Jährigen geht der Fernsehkonsum stetig zurück, während ihre Eltern Facebook und Youtube nur bedingt nutzen – und dafür länger vor der Glotze hocken. Dort laufen sie Gefahr, aktuelle Entwicklungen zu verpassen. »The Revolution Will Not Be Televised« heißt ein Song von Gill Scott-Heron aus den Seventies. Nach dem Arabischen Frühling muss man sagen: »The Revolution will be twittered and posted.« 

Die Platzhirsche jammern

Die alten Medien schlagen derweil Alarm. Sie haben in weiten Teilen der Medienlandschaft ihre Führungsposition eingebüßt. Die neuen Medien sind schneller, demokratischer und in ihrer Themensetzung näher an den Zielgruppen. Was den Zuschauern früher verwehrt wurde, ist für Social-Media-User heute eine Selbstverständlichkeit: die eigene Beteiligung am Geschehen. Einst musste man Leserbriefe schreiben, um sich Gehör zu verschaffen, heute verbreitet man die eigene Meinung blitzschnell via Twitter oder Facebook. Auch hinter den erfolgreichen Youtube-Channels steckt ein simpler Do-it-yourself-Gedanke: Die Beiträge werden nicht mehr arbeitsteilig von einem größeren Team erstellt wie eine Fernsehsendung. Die Channel-Betreiber übernehmen das Verfassen des Skripts, die Moderation und die Produktion. Dabei fahren sie ein Nischenprogramm für immer größer werdende Nischen-Communities – wie die erfolgreichen Clips beweisen, die Gamer beim Zocken zeigen. Können TV-Stars wie Joko und Klaas mit ihren riesigen Produktionsteams und festen Sendezeiten da noch mithalten? Oder gehört die Zukunft allein den neuen Medien? 
Im Print-Bereich ist die Lage noch dramatischer: Geringe Auflagen und Werbeeinnahmen leiten zwangläufig eine Zeitenwende ein. Im Internet kann man sich flinker und gezielter informieren. Es ist ja so: Nicht nur die Medien haben sich verändert, auch die Gesellschaft, deren Inhalte sie vermitteln, ist im steten Wandel begriffen: Wer hat heute schon noch Zeit und Muße, eine Tageszeitung komplett zu lesen – wenn er über Feedly oder einen anderen Dienst alle Themen aus dem Netz gebündelt auf einer Internetseite angeboten bekommt? Und das Fernsehen? Wer möchte sich durch ein TV-Programm zappen, das Wiederholungen, endlose Sportübertragungen oder den Musikantenstadl bringt – und Blockbuster durch zahllose Werbeunterbrechungen zerstückelt? Natürlich verfügen Zeitungen und Fernsehen inzwischen über eigene Online-Angebote, wirken darin aber noch latent altbacken (»Mediatheken«) und schwer vermarktbar.

Die Zukunft hat begonnen

Die alten Medien, ob Print oder TV, haben viel zu spät auf den Wandel reagiert. Stefan Raab, dessen Glanzzeit die 1990er- und die Nullerjahre waren, lästerte in seinen Shows bei jeder Gelegenheit über Youtuber. Auch ZDF-Shooting-Star Jan Böhmermann kritisiert und parodiert Social-Media-Hypes wegen ihrer Beliebigkeit. Dabei sollten die Vertreter der alten Schule sich auf ihre eigenen Stärken, statt auf die Schwächen der anderen konzentrieren. Denn die klassischen Medien spielen immer noch eine große Rolle beim Setzen der Themen, über die die Gesellschaft nachdenkt.
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Sprich: Sie haben immer noch eine gewisse Autorität. So entsteht der Informationsfluss in der Informationsgesellschaft aus einem Wechselspiel zwischen alten und neuen Medien, die sich permanent gegenseitig beeinflussen. Eine spiralförmige Bewegung. Und je schneller diese Infospirale sich dreht, desto undeutlicher werden die Unterschiede zwischen »alt« und »neu«. Wer das früh genug begreift, hat die Zukunft noch nicht verschlafen.
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